Jüdisches Leben in Berwangen: Gemeinde Kirchardt

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Jüdisches Leben in Berwangen

von Dr. Joachim Hartmann

Im Heilbronner Raum ist der älteste Nachweis jüdischen Lebens der sogenannte „Parnass-Stein“, auf dem in Hebräisch die Inschrift „Nathan haParnass“ – „Nathan der Gemeindevorsteher“ zu lesen ist. Dieser Stein, der womöglich einen Spender des Mikwen-Gebäudes nennt, in dem der Stein im Kellergewölbe eingemauert war, wird auf die Mitte des 11. Jahrhunderts datiert.

Auch Berwangen beherbergte eine große jüdische Gemeinde. So war um das Jahr 1861 jeder fünfte Berwanger jüdisch.

Seinen Anfang nahm das jüdische Leben in Berwangen nach dem Dreißigjährigen Krieg, als das Dorf fast vollständig entvölkert war und die Herren von Helmstatt auch die Ansiedlung von Juden in den entvölkerten Landgemeinden förderten.

1719 wird erstmals von Juden am Ort berichtet, 1722 werden die jüdischen Einwohner Feißel, Sara und Rosel genannt. Es handelte sich dabei um sogenannte Schutzjuden, die den Herren von Helmstatt eine Schutzgebühr zu entrichten hatten.

Die jüdische Gemeinde wuchs sehr schnell, sodass sie bereits 20 Jahre danach einen eigenen Rabbiner hatte.

1771 – Bau der ersten Synagoge auf einem Gartengrundstück mit Genehmigung der Ortsherrschaft, der Herren von Helmstatt.

1845 – Bau einer neuen Synagoge und der jüdischen Schule in der Badersgasse 2.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Berwangen ein eigener jüdischer Friedhof am Fürfelder Weg eingerichtet. Zuvor bestatteten die Berwanger Juden ihre Toten auf den Verbandsfriedhöfen in Waibstadt und Heinsheim.

1861 wohnten 194 Jüdinnen und Juden in Berwangen. Das entspricht mehr als 20 Prozent der Gesamtbevölkerung.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Berwangen stetig ab. Viele zogen nach dem Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes in Baden im Jahre 1862 in die Städte oder sie wanderten nach Übersee aus.

Im Ersten Weltkrieg ließen neun Berwanger Juden ihr Leben als Soldaten für das Deutsche Kaiserreich.

Zur Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 lebten noch 33 Jüdinnen und Juden in Berwangen. Die meisten davon verließen in der Folgezeit den Ort.

Am 9. November 1938 wurde die Synagoge von Nationalsozialisten zerstörtund direkt danach abgerissen.Die mit der Synagoge zusammengebaute „Judenschule“ wurde nur deshalb nicht zerstört, weil zu dieser Zeit bereits eine nichtjüdische Familie das Gebäude bewohnte.

Die auf dem Dachboden gelagerten Möbel und das Inventar von geflohenen jüdischen Mitbürgern wurde von den Schlägertrupps der SA auf den Sportplatz (heutiger Tennisplatz) verbracht und angezündet.

Am 22. Oktober 1940 wurden die acht noch in Berwangen verbliebenen Juden ins südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert. Davon wurden fünf Frauen weiter ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Das Ehepaar Elsa und Abraham Gutmann überlebte den Lageraufenthalt und kehrte nach dem Krieg nach Berwangen zurück.

1948 verstarb Abraham Gutmann

1973 verstarb Elsa Gutmann; mit ihr endet die über 200 Jahre dauernde jüdische Geschichte Berwangens.

Oktober 2013 - feierliche Einweihung des Mahnmals für die ins Lagers Gurs deportierten jüdischen Mitbürger auf dem Berwanger Friedhof.
Auf der Homepage der Ev. Kirchengemeinde Kirchardt-Berwangen finden Sie weitere Informationen zum Mahnmal Gurs.